Die wohl bekannteste historische Ansicht des Ismaninger Schlosses ist das Aquarell von Ferdinand Le Feubure. Auf den ersten Blick ist es nur ein dekoratives, romantisches Motiv. Doch wer ganz genau hinschaut, kann auf dem Dach ein Metallgestänge entdecken – und damit einen Blick auf die Technik des frühen 19. Jahrhunderts werfen.

Bildunterschrift: Aquarell von Ferdinand Le Feubure: Schloss Ismaning, 1848

Dargestellt ist der so genannte „Hemmersche Fünfspitz“, ein Blitzableiter, der aus einer senkrechten Stange mit einem zusätzlichen Metallkreuz bestand. Zunächst war man nämlich der Meinung, dass ein Blitzableiter nicht nur an der höchsten Stelle eines Gebäudes angebracht werden sollte, sondern auch, dass er besonders spitz sein müsse, damit er seine Wirkung entfalten könne. Der erste Blitzableiter in Deutschland wurde 1769 auf der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi installiert. In Bayern musste lt. Verordnung des Kurfürsten Karl Theodor ab 1776 alle Schlösser und Pulvertürme des Landes mit, wie es damals hieß, „Wetterleitern“ versehen werden.

Als Eugène de Beauharnais im Oktober 1816 das Ismaninger Schloss kaufte, war das Gebäude anscheinend in keinem guten Zustand. Das lässt jedenfalls die Aufstellung der Ausgaben vermuten, die in den Jahren 1816/17 für das Landhaus in Ismaning getätigt wurden. Allein für die Beseitigung von Hagelschäden mussten dem Glaser 147 Gulden gezahlt werden. Die Reparatur und das Wiederaufstellen des Blitzableiters werden hier 235 Gulden aufgeführt. Zum Vergleich: das Jahresgehalt eines Baumeisters oder Handwerkers betrug damals im Durchschnitt 40 Gulden.

Dass Eugène so viel Geld in den Schutz des Gebäudes investierte, hatte einen guten Grund: 1816 war das „Jahr ohne Sommer“. Im Jahr zuvor war auf der Insel Sumbawa im heutigen Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen. Die Sprengkraft der Eruption war unvorstellbar, die Staubpartikel in der Atmosphäre hatten lange Zeit weltweit verheerende Auswirkungen auf das Klima. In Deutschland litten vor allem Bayern, Baden und Württemberg unter dem kalten und nassen Sommer, mit schweren Unwettern und wenig Sonnenschein.

Und welche Bedeutung hatte das jetzt alles für das Ismaninger Schloss? Der Vorbesitzer, der Münchner Kaufmann Anton Schindler, hatte offenbar keine Hoffnung mehr, das Landgut Ismaning unter diesen Wetterbedingungen rentabel führen zu können. Er beschloss, die Anlage möglichst schnell zu verkaufen.

Eugène de Beauharnais war zu dieser Zeit auf der Suche nach einer standesgemäßen Residenz für seine Familie. Am 17. Oktober 1816 erwarb er die Besitzungen in Ismaning für 70.000 Gulden. Eugène konnte in Ruhe die klimatischen Turbulenzen abwarten, denn er war finanziell unabhängig vom Ertrag der Landwirtschaft. Sein Interesse galt vor allem der Schlossanlage in Ismaning, damit die Familie den Sommer 1817 im eigenen Heim verbringen konnte – nun auch wieder bei besserem Wetter!

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