Im August 1936 eröffnete die SS-Organisation “Lebensborn” am Rande des Dorfes Steinhöring (östlicher Landkreis Ebersberg) ihr erstes Entbindungsheim. Nach den Vorstellungen Heinrich Himmlers bestand der primäre Zweck des “Lebensborn” darin, die Zahl der illegalen Abtreibungen in Deutschland drastisch zu reduzieren – wodurch letztlich die Angst lediger schwangerer Frauen vor Anfeindungen ihres Herkunftsmilieus instrumentalisiert wurde. Bis in die ersten Kriegsjahre kamen allein im deutschsprachigen Gebiet mehr als zehn Nachfolge-Einrichtungen des Steinhöringer Modells hinzu. Zudem menschenverachtend und kriminell handelte die SS-Organisation, indem sie Kinder – Kinder, die ihren Eltern meist geraubt worden waren (z.B. in Polen) – mittels eigens eingerichteter Standesämter “eindeutschte”.
Mit dem Untergang des “Dritten Reiches” 1945 endet zwar die Historie des “Lebensborn” als Institution, nicht aber die Geschichte derer, die zu Opfern des nationalsozialistischen Machbarkeitswahns geworden waren. Im Heim “Hochland” in Steinhöring, das im Zuge von Evakuierungsmaßnahmen seit Ende 1944 als Aufnahmeort für sämtliche “Lebensborn”-Einrichtungen diente, befanden sich im Mai 1945 mehr als 150 Schützlinge, deren Mütter und Väter erst ausfindig gemacht werden mussten und deren Identität meist nicht geklärt war. Zwei Organisationen der katholischen Wohlfahrtspflege in Bayern, der Caritasverband sowie die Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München-Freising, wurden von den Besatzungsbehörden mit der Aufgabe betraut, Sorge für die verwaisten Kinder zu tragen. Inwieweit die kirchliche Sozialarbeit dieser Herausforderung gerecht wurde, soll mit im Zentrum des Vortrages stehen.
Dr. Rudolf Oswald hat sich schon während seines Studiums der Neuesten Geschichte und der Englischen Literaturwissenschaften auf sporthistorische Fragestellungen spezialisiert.
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