Unsere Adressen in der heutigen Form sind noch gar nicht so alt. Eine offizielle Einführung der Straßennamen in Ismaning, wie sie heute noch bestehen, wurde erst im Dezember 1949 beschlossen. Bevor jedoch die Straßennamen unsere Anschriften revolutionierten, dominierten lange Zeit die Hausnummern und auch Hausnamen bei der Auffindbarkeit der Höfe und Anwesen. Im Laufe der Geschichte gab es verschiedene Methoden der Hauskennzeichnung – dieser Teil der Erzählreihe berichtet genau darüber…

Ismaning, 1956
Die Funktion einer Adresse im Wandel der Zeit
Heutzutage sind Adressen wichtig, um schnell Hilfe leisten zu können: für die Feuerwehr, die Polizei oder den Rettungsdienst. Ebenfalls dringend gebraucht werden sie für Postzustellungen sowie für die Funktionalität von Navigationssystemen.
Damals standen weitaus andere Interessen im Vordergrund, Häuser erkenntlich zu gestalten. Folgende Zwecke spielten übergeordnete Rollen: Volkszählungen für eine gut funktionierende Staatswirtschaft, Einquartierung und Rekrutierung von Soldaten, Steuereintreibungen, Brandschutzversicherung und auch Bettlervertreibung.
Aus diesen Gründen wurden Hausnummern flächendeckend in den meisten Orten Europas im 18. Jahrhundert eingeführt. Vorher dienten Familienwappen, Handwerksschilder und Eigennamen der Häuser als Wegweiser. In Ismaning spricht man noch heute gerne von den historisch begründeten Hausnamen, wie beispielsweise “beim Schader” oder „beim Heiss“ (beide Anwesen in der Hauptstraße).
Der große Nachteil der Hausnamen bestand allerdings darin, dass sie meist nicht sichtbar waren. Nicht jedes Haus trug ein Schild. Außerdem gab es in Städten viele gleichlautende Hausnamen. Ortsfremde fanden sich also überhaupt nicht zurecht. Äußerlich angebrachte Hausnummern hingegen schaffen klar voneinander unterscheidbare Einheiten.
Einführung der Hausnummern in Ismaning
In Ismaning erfolgte die Einführung der sogenannten ortschaftsweisen Durchnummerierung (Konskriptionsnummern) in Anlehnung an die Habsburger Monarchie, die mit der Markierung der Häuser in Wien bereits Mitte des 18. Jahrhunderts begann. Dieses Markierungssystem sah vor, dass jedes Haus im Ort mit einer eigenständigen Nummer versehen wurde. In Ismaning geschah dies wohl Anfang

Ismaning, 1963
Teilte man ein Grundstück mit einem bestehenden Haus und errichtete ein weiteres Gebäude darauf, so wurde die vorhandene Hausnummer ebenfalls geteilt, z.B. 48 48
1 2 , 48 1 3 , 48 1 4 usw. Wurde neu gebaut, unabhängig an welcher Stelle das im Ort geschah, erhielt dieses Haus die nächste freie Nummer. Brannte ein Haus ab oder wurde abgerissen, so wurde die freigewordene Nummer ebenfalls an das nächste neue Haus vergeben. Diese Vergabe sorgte für große Unordnung; eine neue Version wurde notwendig.
Nachdem die Konskriptionsnummern aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit im Laufe der Zeit ihre Zweckmäßigkeit verloren, galt die straßenweise Nummerierung bzw. Benennung, die erstmals 1805 in Paris eingeführt wurde, als sehr erfolgsversprechend. Dieses System konnte in zwei Varianten angewendet werden:
– Zickzackprinzip: Hausnummern springen im Wechsel von rechts nach links, d.h. die geraden Zahlen befinden sich auf der rechten Seite, die ungeraden auf der linken; es ist noch heute das gebräuchlichste System der Hausnummerierung.
– Schlangenprinzip: Nummerierung beginnt auf einer Straßenseite (meistens rechts) bis zum Ende und zählt dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite (links) weiter, d.h. die niedrigste und höchste Hausnummer liegen sich am Straßenanfang gegenüber.
In Ismaning erfolgt die Nummerierung noch immer nach dem bewährten Zickzackprinzip.